Aktuelle Lage: Kitaplatzmangel und Erzieher*innennot

19.06.18 –

Hintergrund

In Berlin fehlt es zurzeit an bis zu 5.000 Kitaplätzen. Hauptgrund hierfür ist der dramatische Fachkräftemangel, der sich in Berlin besonders stark bemerkbar macht. Hinzu kommt ein noch steigender Bedarf, da steigende Geburtenraten und Zuzüge nach Berlin viel zu lange ignoriert und durch die Vorgängerregierungen sogar immer weiter Kita-Mittel gekürzt wurden. In den nächsten Jahren müssen deshalb weitere 25.000 Plätze in den Kindertagesstätten geschaffen werden, um eine qualitativ hochwertige Betreuung gewährleisten zu können. Ohne sofortige Maßnahmen werden in anderthalb Jahren bis zu 2.000 Vollzeitstellen für Erzieherinnen und Erzieher in Berlin fehlen.

Zwar gibt es inzwischen den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, der Großteil aller verzweifelten Eltern in Berlin hat jedoch gar nicht die finanziellen Mittel, diesen einzuklagen. Außerdem haben die Bezirke keinen vorrangigen Zugriff auf freie Plätze, so dass selbst eine erfolgreiche Klage keine kurzfristige Lösung bringen wird.

Was R2G bereits gemacht hat?

Um die Berliner Bildungskrise nicht weiter zu verschärfen und dem Erzieher*innenmangel entgegenzuwirken, betragen die Gesamtinvestitionen in den Ausbau der Kitas allein für 2018/19 210 Mio. Euro. Auch haben wir bereits den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ohne Bedarfsprüfung auf sieben Stunden ausgeweitet und eine stufenweise Absenkung des Eigenanteils beschlossen.

Zusätzlich wurde durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ein Maßnahmenpaket für mehr Kitaplätze und Fachkräftegewinnung geschnürt, das wir als Grüne jedoch zu Teilen auch sehr kritisch betrachten. Der Mangel an Fachkräften und Kitaplätzen darf nicht dazu führen, dass wir strukturell Abstriche bei der Qualität der Kinderbetreuung hinnehmen, so darf beispielsweise eine – wenn auch befristete – Überbelegung von Kitagruppen nicht Teil einer rotrotgrünen Lösung sein! Stattdessen gilt es, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ausreichend Kitaplätze zu schaffen.
 
Was weiter passieren muss und was unsere Forderungen sind?

Für uns Grüne steht fest, die Berliner Bildungskrise muss gelöst werden, ohne dabei an den hohen Qualitätsstandards von heute zu sparen. Bereits auf unserem Landesparteitag im April haben wir einen umfassenden Leitantrag verabschiedet, der zum Ziel hat, mit einer besseren Bezahlung für alle Erzieher*innen und mit innovativen Konzepten dem Personal- und Platzmangel in Berliner Kitas entgegenzuwirken. Wir wollen neue Wege zum Erzieher*innenberuf ebnen, indem wir:

  •     den Quereinstieg auch in Teilzeit anbieten
  •     die Ausbildung zum/r Erzieher*in förderungsfähig im Sinne des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes gestalten
  •     für alle, die nicht von staatlichen Förderungsmaßnahmen profitieren, die Möglichkeit zur Vergabe von Stipendien schaffen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten
  •     die Voraussetzungen dafür schaffen, dass eine duale Ausbildung mit einem festen Ausbildungsgehalt bei gleichbleibenden Qualitätsstandards neben den bestehenden Ausbildungswegen möglich ist
  •     für ausländische Erzieher*innen die Möglichkeit schaffen, ihre Sprachprüfung bis zu 18 Monate nachzureichen.

Außerdem müssen wir qualifizierte, neue Personengruppen erschließen: Wir möchten zum einen Absolvent*innen mit einem guten Mittleren Schulabschluss über ein bezahltes, verlängertes Pflichtpraktikum die Ausbildung zum/r Erzieher*in ermöglichen und zum anderen das Modellprojekt, in dem Akademiker*innen, deren ausländischer Abschluss in Deutschland nicht anerkannt wird, in einem zweijährigen Ausbildungsgang den Abschluss der staatlich anerkannten Erzieher*in zu ermöglichen, deutlich ausbauen und dafür bei allen Berliner Jobcentern aktiv werben. Außerdem wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, damit Geflüchtete, die in einem Assistenzjob arbeiten möchten, eine Ausbildungsduldung erhalten.

Für uns Grüne ist klar: Bildung beginnt bereits in der Kita, sie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu Chancengleichheit für alle Kinder und muss entsprechend hohe Priorität haben. Dafür setzen wir uns auch in Gesprächen mit unseren Koalitionspartnern ein.

Den Leitantrag der vergangenen LDK findet ihr zum Nachlesen hier.