04.05.24 –
Beschluss auf der Landesdelegiertenkonferenz:
In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte
FRANZ KAFKA
Die Wälder Berlins sind ein zentraler Stützpfeiler der Daseinsvorsorge für Millionen Berliner*innen. Als unsere grünen Lungen kühlen und filtern sie die Luft von Schadstoffen, sie mindern Lärm und die Kraft der Stürme. Zusammen mit den Wasserflächen und dem städtischen Grün bilden sie die Grundlage für ein angenehmes Stadtklima und einen guten Wasserhaushalt. Sie versorgen uns aus dem Grunewald, dem Köpenicker-, Spandauer-, Tegeler Forst und der Wuhlheide mit Trinkwasser. Natürlich dienen die Wälder auch tausenden Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen als Lebensraum und dienen dem Artenschutz vom Schwarzspecht bis zum Teichmolch. Berliner Wälder sind untrennbarer Teil der Stadtgeschichte und des Kulturguts. Nicht zuletzt sind die Wälder als täglich tausendfach dankbar genutzte Orte der Besinnung, der Erholung und des Sports, unentbehrliche Räume, in denen die Bevölkerung physische und psychische Gesundheit pflegt.
Der Schutz, die Erhaltung und die Wiederherstellung eines guten Zustands der Berliner Waldökosysteme beeinflusst insbesondere mit Blick auf die fortschreitende Klimakrise die zukünftige Lebensqualität in der Stadt stark und wird damit auch zu einem kaum zu überschätzenden Standortfaktor. Zudem haben auch die Wälder Berlins das Potenzial in den kommenden Jahrzehnten als natürliche Kohlenstoffsenke zu wirken. Auch in Hinblick auf die nationalen und globalen Ziele zum Schutz des Klimas und der Biodiversität müssen wir also die Berliner Wälder dauerhaft in ihrem Umfang, ihrer Vitalität und in ihrer Lebensfähigkeit erhalten. Der Erhalt unserer eigenen Wälder und ihrer Ökosystemleistungen gibt uns auch Glaubwürdigkeit für das Eintreten gegen die Bedrohungen der Wälder in anderen Regionen der Welt.
Wie die Wälder weltweit werden auch die Wälder Berlins zunehmend durch die menschengemachte Erderhitzung geschwächt und angegriffen. Die alljährlichen Waldzustandsberichte zeigen insbesondere seit den Hitze- und Dürrejahren ab 2018 ein sehr beunruhigendes Bild starker Verschlechterung. 2023 wiesen 30% der für die Prüfung ausgewählten Bäume deutliche Verlichtungen im Kronenbereich auf, nur noch 6% waren ohne wahrnehmbare Schäden. Alle Hauptbaumarten sind betroffen, in beunruhigender Weise besonders auch Stiel- und Traubeneiche, welche eigentlich als eher hitze- und dürrefeste Hoffnungsträgerinnen gelten.
Zwar hat Berlin, anders als etwa der Harz, bisher kein flächenhaftes Waldsterben zu beklagen; doch wir wissen sicher, dass sich die Erderhitzung sukzessive verschärfen und sich der Druck auf unsere Wälder somit verstärken wird. Dieser Tatsache müssen wir gemäß des Vorsorgeprinzips durch geeignete Maßnahmen Rechnung tragen. Die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder gilt es zu stärken. Was ihre Klimaresistenz schwächt, ist zu unterlassen. Diese immer wichtiger werdende Aufgabe kommt allen Bürger*innen und vor allem den dafür beauftragten Berliner Forsten zu.
Berlin hat sich, ab 1990 gesamtstädtisch, auf den Weg einer naturnäheren Entwicklung seiner Wälder gemacht und sich auch verpflichtet, die Waldbewirtschaftung unter den anspruchsvolleren und von den Umweltverbänden getragenen Standards gemäß FSC und Naturland zu organisieren. Dennoch gibt der sich verschlechternde Waldzustand das Signal, dass ein reines „Weiter-so“ nach der bisherigen Praxis in Zeiten der Klimakrise nicht ausreichen wird.
Wir halten es daher für erforderlich, den Umgang mit den Wäldern Berlins zu überdenken und entsprechend dem veränderten Risikoprofil neu zu priorisieren und zu regeln. Wir fordern daher, dass seitens der Berliner Forsten und des Senats ein von Wissenschaft und Zivilgesellschaft getragener Strategieprozess zum weiteren Umgang mit den Berliner Wäldern durchgeführt wird (Waldvision 2040). Ein Waldkongress mit weitreichender Expertise und Beteiligung soll zeitnah organisiert werden. Darüber hinaus sollen auch die relevanten privaten Waldbesitzer*innen und die Körperschaften mit Waldbesitz in diesen Strategieprozess einbezogen werden
An notwendigen aktuellen und anstehenden Diskussionen beteiligen wir uns als Bündnisgrüne aktiv. Folgende Überlegungen und Vorschläge möchten wir zur Debatte stellen:
Berlin hat den Abschied vom klassischen Wirtschaftswald in seinem Landeswaldgesetz festgeschrieben. Die wirtschaftliche Nutzung ist den Zielen einer Erhaltung der Naturqualität, der Trinkwasserversorgung und der Erholung untergeordnet. Die Waldbewirtschaftung muss daher risikominimierend und planvoll sein. Sie soll den übergeordneten Zielen zum Erhalt der Ökosystemleistungen möglichst dienen, aber darf ihnen keinesfalls zuwiderlaufen. Sie soll gemäß den Prinzipien des Dauerwalds und der Eingriffsminimierung erfolgen.
Naturnahe Mischwälder können für sich selbst besser sorgen als an Arten und Struktur arme Reinbestände. Sie sind vielfältiger, stabiler und produktiver. Die Waldentwicklung sollte sich daher insbesondere durch das Zulassen natürlicher Prozesse auszeichnen. Dabei kommt insbesondere der Naturverjüngung eine Schlüsselfunktion zu. Sofern Nachpflanzungen oder Saaten erfolgen, sollten nur heimische standortgerechte Baumarten genutzt werden. Die Einbringungen genveränderter Baumarten lehnen wir ab.
Der Waldbestand in Berlin ist vergleichsweise jung, besonders große und alte Bäume sind rar und sollten entsprechend geschont werden. Das Ringeln alter Bäume ist aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll und daher abzulehnen. Die Endnutzung hat in der Regel einzelbaumweise zu erfolgen. Da Eingriffe auf lange Sicht irreversibel sind, ist insbesondere auf die Balance zwischen Lichtführung und der Bewahrung eines zuträglichen Waldinnenklimas zu achten.
Dichtwachsende Kiefernreinkulturen sind auch in Berlin noch reichlich vorhanden. Solche "Kiefernplantagen" sind nicht nur ausgesprochen artenarm, sondern angesichts ihrer negativen Wasserbilanz, sowie bei starkem Trockenstress, erhöhter Brandgefahr ausgesetzt. Sie verändern durch ihre Nadelstreu den Oberboden und blockieren damit das Aufkommen einer gemischten Naturverjüngung. Besonders hier erscheint lenkender forstlicher Eingriff weiterhin als notwendig, da sie in absehbarer Zeit sich nicht unbedingt "von selbst" zu einem artenreichen Mischwald wandeln würden. Kurzfristig können vitale Kiefernreinbestände als Waldbrandriegel umgestaltet werden.
Laubmischbestände sollen bei weitgehend natürlicher Entwicklung zeigen dürfen, welche Baumartenzusammensetzung in Berlin eine Zukunft haben könnte. Der damit verbundene bewusst angestrebte Zuwachs des Holzvorrats wirkt als Kohlenstoffsenke und kann angesichts des heutigen unterdurchschnittlichen Holz- und damit Waldkohlenstoff-Vorrats der Berliner Wälder für viele Jahrzehnte zum natürlichen Klimaschutz deutlich beitragen.
Die fortschreitende Klimakrise bedroht auch den Berliner Waldbestand und zwingt zum Handeln. Deshalb bedürfen die Waldbaurichtlinien Berlins und das auf ihm basierende Mischwaldprogramm einer Weiterentwicklung. Grundlagen wie Ziele der waldbaulichen Strategien sollten auf den Prüfstand gestellt werden. Ein befristetes Moratorium des Holzeinschlags in den Mischwaldbeständen, ergänzend zum bisher in Berlin ausgewiesenen Prozessschutzwald, ist eine der Optionen. In diesem Zeitraum soll die Entwicklung der Berliner Wälder unter den schwierigeren klimatischen Bedingungen verfolgt und daraus praktische Schlüsse gezogen werden. In den Kiefernreinkulturen soll der Waldumbau fortgesetzt werden. In jedem Fall fordern wir die Weiterentwicklung und finanzielle Absicherung des Monitoring der Waldentwicklung durch das Land Berlin, mit dem Ziel neben der Entwicklung der Bäume auch Bodenuntersuchungen und die Entwicklung der Biodiversität einzuschließen. Die Verhängung eines Moratoriums von oben, quasi "per ordre de mufti" halten wir hingegen für einen politischen Felhler, vielmehr sollten in das ob und wie einer entsprechenden Maßnahme die Förster*innen Berlins, die Berliner Umweltverbände und nicht zuletzt ein möglichst bald stattfindender Waldkongreß unter Beteiligung wissenschaftlicher Expertise einbezogen werden.
Der Berliner Senat wird aufgefordert, zu erklären, warum die Berliner-Forsten bisher keinen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen und die Erstellung beauftragen.
Gesunde Wälder wirken wie gigantische Schwämme, die in großem Umfang den Regen speichern und per Verdunstung wieder an die Umwelt abgeben oder per Versickerung das Grundwasser speisen. Dieser Kreislauf ist mit den erhöhten Temperaturen und den ausbleibenden Regenfällen gerade in der sensiblen Wachstumsphase der Bäume und Sträucher gründlich gestört. Am Zulauf von Wasser mangelt es gerade in der Zeit, in welcher die Bäume aufgrund ihres Wachstums dieses am meisten benötigen. Es ist daher wichtig und unerlässlich, die Qualität der Berliner Wälder in der Zurückhaltung und Speicherung von Wasser zu stärken. Hier sind vielfältige Maßnahmen zu treffen:
Entwässernde Infrastruktur in und an den Wäldern soll zurückgebaut werden.
Noch bestehende Waldmoore sollen erhalten und renaturiert werden.
Die etwa im Spandauer Forst praktizierte Grundwasseranreicherung durch Zuführung von Flusswasser über Gräben und Teiche sollte auch für andere Waldgebiete überprüft werden.
Die Wiedereinleitung von zureichend gereinigtem Klarwasser aus Klärwerken in waldähnliche Landschaften, wie in Hobrechtsfelde praktiziert, sollte ausgeweitet werden.
In den Wäldern sollten, wo aufgrund der Bodenverhältnisse möglich, Tümpel angelegt werden, die abfließendes Regenwasser halten und zugleich der Habitat- und Artenvielfalt dienen können.
Totholz dient als Wasserspeicher über dem Boden und verbessert langfristig den Humusgehalt des Bodens. Der Anteil ist möglichst weiter durch Belassung zu erhöhen.
Ein hoher Laubholzanteil verbessert die Wasserbilanz der Wälder deutlich positiv. Die Erhöhung des Anteils gilt es zu unterstützen.
Die Bedeutung der Berliner Wälder für die Trinkwassergewinnung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gleichzeitig hat die Trinkwassergewinnung auch Folgen für den Wald. Zwar sind die Brunnengalerien der Berliner Wasserbetriebe ganz überwiegend an Gewässerufer gelegt und beziehen so das Wasser aus diesen; doch allein der Saugeffekt zum Land hin führt dazu, dass auch die Grundwasserbestände im Wald betroffen sind. Am deutlichsten zeigt sich dies an den für den Klima- und Artenschutz so wichtigen Mooren und Feuchtgebieten im Wald. Doch auch der Waldbestand selbst kann vom dadurch bedingten Rückgang an Grundwasserbeständen betroffen sein.
Es ist ein bedauerliches Versäumnis der Berliner Politik, dass Zusammenhänge von Trinkwassergewinnung und Schwächung der Baumbestände bisher nicht genauer untersucht wurden. Das muss dringend nachgeholt werden. Zugleich ist es erforderlich, dass der Senat endlich für alle Brunnengalerien (nicht nur) in Waldgebieten, die seit langem ausstehenden Fördergenehmigungen zeitnah erteilt, und zwar in einer Weise, welche die Inanspruchnahme der Waldgebiete, insbesondere der dort gelegenen Moore, minimiert. Außerdem ist zu prüfen, ob Brunnengalerien, die statt Uferfiltrat Grundwasser in Anspruch nehmen, zum Schutz der Wälder an den Rand der Fließgewässer verlegt werden können.
Die Berliner Wälder sind auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen aller Art. Daher gilt es, hier die Artenvielfalt zu schützen, insbesondere in den Waldgebieten unter europäischem Naturschutz. Dem dient die Förderung eines vielfältigen Bewuchses, die Belassung von stehendem oder liegenden Totholz, vermehrte Humusbildung und der Erhalt der Feuchtgebiete im Wald. Reduzierung und Verzicht auf den Einsatz schwergewichtiger Forstfahrzeuge stärken nicht nur die Widerstandskraft des Waldes, sondern dienen auch dem Schutz der Artenvielfalt.
Die Sicht vom Wald im engeren Sinn ist auf die Freiflächen innerhalb der Wälder und auf die Flächen am Rande der Wälder auszuweiten. Diese sollten in eine gezielte, den Tier- und Naturschutz und die Förderung der Biodiversität einschließende Landschaftsgestaltung eingebunden werden. Es dient der Förderung der biologischen Vielfalt, wenn hier halboffene Waldlandschaften gestaltet, Feuchtgebiete und Teiche für die Vogel- und Insektenwelt oder Waldweiden mit einer hohen Vielfalt an Pflanzen und deren tierischen Nutzern geschaffen werden. Waldränder sind naturnah und vielfältig zu gestalten. In nicht zur Bejagung freigegebenen Rückzugsorten sollen Wildtiere Reviere, Verstecke, Nahrungspflanzen und Wasserstellen finden können. Die wichtige Funktion aller Wildtiere für hochkomplexe Ökosysteme, ihre Bedürfnisse an ihren Lebensraum und die Anpassung der Pflanzen an sie wird so berücksichtigt.
Wir streben eine Holznutzung an, durch die eine möglichst lange stoffliche Speicherung des gebundenen Kohlenstoffs erfolgt. Eine Verbrennung von geschlagenem Holz aus Berlin in Kraftwerken kommt auch daher für uns nicht in Frage. Holz aus Berliner Wäldern sollte möglichst nicht für kurzlebige Produkte wie Papier oder Kartonagen Verwendung finden. In der Vermarktung von Holz muss der Senat das Vergaberecht mit einer Verwaltungsrichtlinie so konkretisieren, dass einer stofflichen, langlebigen und wertschöpfenden nachhaltigen Nutzung Vorrang eingeräumt wird. Selbstwerbungsverträge, mit denen jede Einschlagsfirma bestimmen kann, was mit dem Holz geschieht, müssen die Holznutzung zur Verbrennung in Berliner und anderen Heizkraftwerken ausschließen. Die Lieferketten sollen der Öffentlichkeit gegenüber transparent sein.
Die Rahmenbedingungen für eine Mehrfachverwendung von Waldholz und Altholz sollte über ein Update des Berliner Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes verbessert werden.
Die Folgen jahrzehntelanger Schadstoffemissionen aus Kraftwerken, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft für die Lebensfähigkeit der Wälder dürfen nicht unterschätzt werden. Erst recht nicht in Berlin mit seinen teils über lange Zeiträu, teils noch heute betriebenen Kohlekraftwerken und den vielen Straßen durch seine Wälder. Wir halten daher eine Wiederaufnahme sorgfältiger Bodenuntersuchungen in den Wäldern Berlins und ihre kompetente wissenschaftliche Auswertung für notwendig, um eine bessere Einschätzung von Schädigungen des Waldes zu erhalten.
Unstrittig leidet der Berliner Wald und vor allem sein Wildtiere stark unter den vielen Straßen. Es sind daher geeignete Maßnahmen zur Verringerung des Autoverkehrs in Waldgebietenzu treffen, zur Verhinderung von schweren Unfällen mit Wildtieren und insbesondere in der Zeit der Amphibienwanderungen. Auch wegen der Immissionsbelastung des Waldes, insbesondere durch Stickoxide und durch Ozon, ist eine Verringerung des noch überwiegend auf Verbrennermotoren gestützten Autoverkehrs in Berlin notwendig.
Anhaltende Hitze und Trockenheit machen unsere Wälder immer anfälliger für Feuer. Betroffen sind vor allem Kiefernreinbestände, aber auch Laubmischwälder sind in Dürreperioden einer erhöhten Brandgefahr ausgesetzt. Der Umbau zu naturnahen Mischwäldern ist essenziell für die Waldbrandprävention, reicht aber, auch aufgrund der jahrzehntelangen Umsetzungsdauer, nicht aus. Technische Maßnahmen wie der Ausbau des sensorgestützten Waldbrand-Monitorings, der Bau und die Instandsetzung von Löschwasserbrunnen, die Waldbrandrisikokartierung oder die Ausstattung der Berliner Forstämter mit Löschrucksäcken sind ebenso wichtig wie die Anlage von Waldbrandriegeln und Schutzstreifen, unter anderem mithilfe von Beweidung. Waldbrandprävention ist eine interdisziplinäre Aufgabe und erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Akteur*innen. Da die meisten Waldbrände auf menschliches Fehlverhalten zurückgehen, sind zudem Maßnahmen zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung notwendig.
Unsere Wälder sind von enormer Bedeutung für die körperliche und seelische Erholung der Bevölkerung. Ihre Nutzung zu Erholungszwecken, etwa zum Wandern, Spazieren, Joggen, Rad fahren oder Reiten hat insbesondere seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Diese erfreuliche Entwicklung gibt uns den Auftrag, die Nutzung unserer Wälder zur Erholung in Bahnen zu lenken, die im Einklang mit ihrem Erhalt stehen.
Unsere Wälder sind zudem als Orte der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hoch einzuschätzen. Die bestehenden waldpädagogischen Zentren, vor allem die Waldschulen, müssen in ihrer Kapazität und in ihren Tätigkeitsfeldern gestärkt und ausgeweitet werden. Vor allem ist es wichtig, dass der Zugang zur Waldbildung und damit das Kennenlernen der Wälder für Kinder und Heranwachsende aus den waldfernen, dicht besiedelten und an Grünflächen unterversorgten Stadtgebieten erleichtert und gefördert wird. Die Lehrer*innen an diesen Schulen sollen durch Weiterbildung motiviert werden, auch die Angebote der waldbezogenen Umweltbildung für Kinder wahrzunehmen.
Eine alle Waldbesuchenden einschließende Weiterbildung vor Ort über den Zustand der Berliner Wälder, ihre Bedeutung für die Stadt, die Ökologie und das Klima ist wichtig. Wir schlagen vor, nach dem Vorbild des instruktiven Rundwegs „Wald-Berlin-Klima“ im Grunewald einen aktualisierten Lernweg von gleicher Qualität im Bereich des Köpenicker Waldes einzurichten.
Vor mehr als 100 Jahren wurde im entstehenden Groß-Berlin mit dem Dauerwaldvertrag festgelegt, dass Berlin seine ihm gehörenden und erworbenen Waldflächen dauerhaft erhält und nicht der Zersiedelung preisgibt. An diesem Prinzip halten wir fest und fordern dazu die förmliche Sicherung des Berliner Waldbestandes im Landeswaldgesetz.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass Berlin bewaldete und baumbestandene Flächen ausweitet, beziehungsweise wie im Fall des Emmaus-Waldes in Neukölln, dauerhaft schützt. Im Stadtgebiet halten wir die Anlage von sogenannten Miniwäldern für sinnvoll. Wir sprechen uns für die Erprobung und Anwendung von Agroforstsystemen auf Flächen der Berliner Stadtgüter aus. Wir plädieren dafür, dass Berlin auch jenseits der Stadtgrenze weitere Waldgebiete insbesondere von Privateigentümer*innen erwirbt, etwa um bestehende Flächen zu arrondieren und schützenswerte Flächen und Prozesse dauerhaft naturnah zu entwickeln.
Der Senat soll eine Übersicht aller privaten Waldgrundstücke erstellen. Es ist anzustreben mit den privaten Waldbesitzer*innen Zielvereinbarungen im Hinblick auf ein klimaangepasstes Waldmanagement abzuschließen.
Der Berliner Wald ist, landesgesetzlich festgelegt, Schutz- und Erholungswald. Bei der Umsetzung des Windenergieflächenbedarfsgesetzes sollen daher vorrangig bereits versiegelte Flächen wie bestehende oder geplante Gewerbegebiete in Betracht gezogen werden bzw. Flächen die ein möglichst geringes Konfliktpotential aufweisen. Zudem soll ein runder Tisch ins Leben gerufen werden, um unter Einbeziehung der Umweltverbände Konflikte mit dem Umwelt- und Naturschutz von vorneherein zu minimieren.
Eine Analyse vorliegender und fehlender Informationen soll eine verbesserte Grundlage datenbasierter Waldpolitik vorbereiten. Z.B. fehlt aktuell eine Rechtsgrundlage, um regelmäßig Daten über die Flächen des Waldes nach Eigentümerschaft (Land, Bund, Private Eigentümer*innen, Körperschaften) zu erheben. Diese Rechtsgrundlage soll geschaffen werden, um aufgrund aktueller Daten die verschiedenen Waldbesitzer*innen adressieren zu können.
Resumé zum Antrag "Die Berliner Wälder in der Klimakrise"
Unsere Wälder sind zentral für die Daseinsvorsorge Berlins
Sie sind ebenso wichtig für die Lebensqualität unserer Stadt wie für die Klimaanpassung
Unsere Wälder sind im Zuge der fortschreitenden Klimakrise hoch gefährdet
Daher ist es wichtig, ihren Schutz und ihre Bestandserhaltung neu zu überdenken. Dazu haben wir die folgenden Ideen und Vorschläge:
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