27.09.19 – von Arne.Jeschal –
GERECHTE POLITISCHE TEILHABE BEI BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN BERLIN ERMÖGLICHEN – FÜR MEHRSPRACHIGE UND SPRACHSENSIBLE ZUGÄNGE
Unsere Realität in Berlin ist vielfältig – das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die von Treptow bis Spandau, von Neukölln bis Pankow vielfach nur müdes Schulterzucken hervorruft. Doch angesichts all der Stimmen, die (wieder) lautstark definieren wollen, wer dazu gehört und wer nicht, die durch Sprache und Taten viele Berliner*innen ausgrenzen, dürfen wir nicht müde werden, unser plurales Selbstverständnis immer und immer wieder auszusprechen.
Zugleich müssen wir als Partei selbstkritisch sein, denn wir haben noch viel zu tun, um strukturell und inhaltlich Vielfalt auch bei uns tatsächlich zu leben. Der LDK-Antrag „Plural nach Vorne“ vom Dezember 2017 war daher ein Meilenstein für den Weg hin zu mehr Diversität in unserem Landesverband, um Diskriminierungen abzubauen und politische Teilhabe zu ermöglichen. Diesen Gerechtigkeitsanspruch müssen wir als Landesverband auf allen Ebenen und Stück für Stück mit Leben füllen.
Berlin spricht viele Sprachen, die gemeinsam den Sound unserer pluralen und offenen Stadtgesellschaft ausmachen. Jede*r dritte Einwohner*in unserer Stadt hat eine eigene oder familiäre Migrationsgeschichte und unser gemeinsames Wir ist selbstverständlich mehrsprachig. Viele Berliner*innen sind selbst mehrsprachig und sprechen beispielsweise arabisch, türkisch, polnisch, bulgarisch oder andere Sprachen. Als Landesverband Bündnis 90/Die Grünen Berlin erkennen wir diese pluralen Realitäten vieler Berliner*innen an und schätzen sie wert. Wir wollen unsere Ansprache so verbessern, dass alle Berliner*innen sich angesprochen und eingeladen fühlen, gemeinsam für eine sozialere, ökologischere und gerechtere Stadt einzutreten. Langfristig wollen wir Mehrsprachigkeit und eine zugängliche, einfache und einladende Sprache in unserem Landesverband selbstverständlich leben und dadurch mehr Menschen und ihre Perspektiven in unsere Politik einbeziehen.
Dafür sind mehrsprachige, sprachsensible und niedrigschwellige Zugänge zu uns als Bündnis 90/Die Grünen Berlin, zu unseren zentralen politischen Inhalten und innerhalb unserer Sitzungen und Veranstaltungsformate maßgeblich. Diese wollen wir als Landesverband stückweise ausbauen.
Die Frauen*Vollversammlung fordert den LV Bündnis 90/Die Grünen Berlin daher auf:
- Langfristig die zentralen grünen Inhalte in Kurzversionen in die in Berlin am häufigsten gesprochenen Sprachen zur Verfügung zu stellen.
- Langfristig die zentralen grünen Inhalten in leichter Sprache zur Verfügung zu stellen.
- Konkret die Kernerfolge der grünen Landespolitik bis Ende 2020 sowie die Kernforderungen des Wahlprogrammes zur Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2021 in die in Berlin am häufigsten gesprochenen Sprachen und in leichte Sprache zu übersetzen und diese mehrsprachigen und sprachsensiblen Zugänge auch für kommende Legislaturperioden und Wahlkämpfe fortzusetzen.
- Die mehrsprachigen und sprachsensiblen Inhalte gut sichtbar auf der Website des Landesverbandes zu platzieren, an die Kreisverbände und Gliederungen weiterzugegeben, in Sozialen Medien zu bewerben und bei Print-Materialien zu berücksichtigen.
- Zu prüfen, aus welchem Haushaltstitel Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können, um die genannten mehrsprachigen Angebote zur Verfügung zu stellen.
- Nicht nur bei Inhalten, sondern auch bei (Veranstaltungs-)formaten zu prüfen, inwiefern mehrsprachige Zugänge ermöglicht werden können. So sollte zum Beispiel langfristig darauf hingewirkt werden, dass Stammtische in verschiedenen Sprachen entstehen. Dafür kann beispielsweise eine zentrale Kickoff-Veranstaltung vom Landesverband organisiert werden, in deren Folge sich eigenverantwortlich einzelne Stammtische etablieren.
- Beim Verweis auf Mitmachmöglichkeiten online wie offline darauf hinzuweisen, dass ein Engagement bei Bündnis 90/Die Grünen Berlin auch ohne deutsche Staatsbürger*innenschaft möglich ist und alle Menschen bei uns herzlich willkommen sind.
- Die Bemühungen für Mehrsprachigkeit mit den Bemühungen für diskriminierungssensible Sprache zu verzahnen.
- Dafür Sorge zu tragen, dass es beim Verteilen von Print-Materialien zu keiner Diskriminierung aufgrund des Aussehens und der Zuschreibung einer bestimmten Sprachkompetenz kommt. Daher sollen in den betreffenden Flyern möglichst mehrere Sprachen verwendet werden wie beispielsweise im KV Neukölln, wo mehrsprachige Flyer einen Basistext auf Deutsch bzw. Englisch und kürzere Texte in weiteren Sprachen enthielten und längere Versionen in den anderen Sprachen auf dem Flyer verlinkt wurden.
- Sich beim Bundesverband dafür einzusetzen, dass Kernforderungen und Inhalte des Bundesverbandes Bündnis 90/Die Grünen mittelfristig ebenfalls mehrsprachig gemäß der Realitäten unserer Migrationsgesellschaft zur Verfügung gestellt und an die Landesverbände weitergegeben werden, die diese Inhalte wiederum an ihre Kreisverbände und andere Gliederungen weiterreichen.
- Dem Diversity-Rat jährlich über die Umsetzung der Mehrsprachigkeits-Bemühungen auf Landesebene zu berichten.