Erst frühstücken, dann Tiere quälen

16.08.12 –

Rosa Ruminski (12 Jahre) hat eine Tierschutz-Demonstration besucht und berichtet auf gruene-berlin.de:

Am vorvergangenen Wochenende war ich auf der Protestveranstaltung vor dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Hier soll die größte Tierversuchsanlage Deutschlands entstehen. Dafür werden öffentliche Gelder von 24 Millionen Euro verwendet. Ich erfuhr, dass aber Tiere und Menschen so unterschiedlich sind, dass die Ergebnisse aus den Tierversuchen gar nicht auf den Menschen übertragen werden können. Damit dies vielleicht noch verhindert werden kann, gingen außer mir viele andere Menschen auf die Straße und protestierten dagegen. Während wir dort demonstrierten, fuhren immer wieder Autos auf das Gelände, denn gleichzeitig wurde heute dort ein Sommerfest veranstaltet. Ich frage mich natürlich, wie Menschen feiern können, wenn sie wissen, dass nebenan Tiere gequält und getötet werden.

Außerdem frage ich mich, was das für Menschen sind, die morgens mit ihren Familien frühstücken, dann zur Arbeit gehen, die Tiere quälen und abends nach Hause kommen, ihren Kindern einen Gute  Nacht Kuss geben und so tun, als ob es ein ganz normaler Arbeitstag war.

Nach der Veranstaltung durfte ich ein Interview mit Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Claudia Hämmerling, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus führen. Beide sind super nett und haben sich für mich ganz viel Zeit genommen.

 

"Tierversuche sind Neandertal im Sinne der Forschung"

Interview mit Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

1.Wofür genau setzen sie sich heute ein?
Wir wollen die Forschung beenden, die Tiere verbraucht, d.h. Mäuse, Ratten, Kaninchen, Katzen sogar Pferde und Rinder werden in Versuchen brutal behandelt, teilweise getötet für irgendwelchen Forschungsehrgeiz.
2.Welche Alternativen zu Tierversuchen sehen Sie?
Wir fliegen zum Mond, wir untersuchen den Mars, dann ist so etwas wie Tierversuche „Neandertal“ im Sinne der Forschung. Was wir brauchen, sind andere Modelle, man kann mit Zellen viel machen, man kann am Computer simulieren. Und man kann beginnen, Doppelversuche zu vermeidenund nicht ständig neue Tiere verbraucht.
3.Was können Kinder ihrer Meinung nach tun, um Tierversuche zu verhindern?
Kinder können ganz viel tun, Kinder können ihre Eltern erziehen. Sie können ihnen z.B. erzählen, was man nicht einkaufen soll, Sachen, wofür Tierversuche gemacht wurden. Da haben Kinder eine ganz große Aufgabe.
4. Denken sie, dass wir bei der Demonstration am vergangenen Wochenende etwas bewirken konnten?
Es waren über 500 Menschen dabei, darunter ganz viele Gruppen. Das ist ein tolles Zeichen der Solidarität und hinter jeder Gruppe stehen ganz viele tausende und hunderttausende Mitglieder. Das ist eine große Bewegung und ein großes Zeichen.
5. In welchen Bereichen engagiert sich der Tierschutzbund?
Wir sind ein Dachverband für 700 Vereine mit 500 Tierheimen, d.h. ein Herzstück ist die Tierheimarbeit, die wir unterstützen. Also Tiere in den Tierheimen, die ein neues Zuhause suchen. Wir kämpfen gegen Missstände in allen anderen Bereichen, in der landwirtschaftlichen Haltung, bei Tierversuchen, bei Tiertransporten usw. Das ist eine große Themenpalette.
6. Wo können Kinder den Tierschutzbund unterstützen?
 Kinder können die Ziele des Tierschutzbundes unterstützen, in dem sie in der Familie dafür sorgen, dass an die Tiere gedacht wird. Aber die Kinder können auch im Tierschutzverein, im Tierheim helfen, bei Infoständen, bei Aktionen in der Stadt, viele Tierschutzvereine haben Kinder- und Jugendgruppen und dort kann man sich engagieren.
7. Haben Sie Haustiere?
Ich wünsche mir eigentlich einen Hund, aber ich bin ganz viel auf Reisen und das wäre dem Hund gegenüber unfair. Aber ich habe drei Meerschweinchen in Freilandhaltung in meinem Garten und es macht mir sehr viel Spaß, sie zu beobachten.
Vielen Dank für das Interview!


"Es sterben in Berlin 375.000 Tiere im Jahr und es gibt eine große Dunkelziffer"

Interview mit Claudia Hämmerling, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus


1. Was hat Sie dazu bewegt, auf diese Demonstration zu kommen?
Ich mag Tiere und setze mich für Tierschutz ein. Außerdem finde ich, dass diese Tierversuchsforschung in die Sackgasse führt und ich wünsche mir sehr, dass man aus dieser Sackgasse raus kommt.
2. Was halten Sie davon, dass SPD und CDU soviel Geld in dieses Tierversuchslabor stecken?
Ich finde die Gewichtung einfach falsch. Einerseits muss man anerkennen, dass die Laborbedingungen für die Tiere besser werden. Was ich jedoch kritisch sehe ist, dass die Kapazität für Tierversuche ausgeweitet wird. Ich wünsche mir, dass die Landesmittel und die Bundesmittel in die Ersatzmethoden gesteckt werden, so dass man aus diesem Teufelskreis Tierversuche raus kommt und Alternativen entwickelt, damit man Tierversuche mittel- und langfristig nicht mehr braucht.
3. Sie sind Mitglied im Abgeordnetenhaus und Sprecherin ihrer Fraktion für Tierschutz. Was liegt  Ihnen in diesem Bereich  besonders am Herzen?
Ich denke, das Thema Tierversuche ist schon ein ganz zentrales. Es sterben in Berlin 375.000 Tiere im Jahr und es gibt eine große Dunkelziffer von 1,6 Millionen Labortieren, für die es eine Genehmigung gibt. Aber wenn diese getötet werden – z.B. im Rahmen der Zucht oder weil sie einfach überflüssig sind –  dann tauchen sie in keiner Statistik auf. Wichtig ist  natürlich auch eine fleischlose Ernährung, damit  Menschen keine Tiere töten, um satt zu werden. Ein weiteres Thema ist in Berlin die Zootierhaltung. Man muss weg von so einer verniedlichenden Tierhaltung oder einer großen Tiersammlung. Zoos haben die Aufgabe Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zu bilden, Sympathien für Tiere zu wecken. Die Tiere im Zoo sind für die Menschen da, also muss man sie auch so halten, dass sie nicht leiden. Weitere Themen, die ich gerade bearbeite sind das  Hundegesetz,  Stadttauben und Exotenhaltung.
4. Denken Sie, dass wir, die Demonstranten, noch etwas bewirken können?
Ich glaube nicht, dass wir verhindern können, dass dieses Labor gebaut wird, aber ich glaube schon, dass dies eine sehr wirksame Demonstration in Richtung mehr Tierschutz, Ersatzmethoden zu Tierversuchen ist. Und ich glaube, dass diese Demonstration nicht umsonst ist. Die Verantwortlichen, die Forscher, haben genau verstanden, worum es geht und vielleicht ist das ein Anlass und ein Impuls etwas gegen Tierversuche zu machen und an Ersatzmethoden zu forschen.
5. Was haben Sie bisher schon gegen Tierversuche unternommen?
Ich versuche seit ungefähr 11bis 12 Jahren das Thema Tierversuche und die Umstände transparent zu machen. Wir haben viele offenen Fragen: Wie viele Tierversuche finden wirklich statt? Welche Labore forschen eigentlich mit Tieren? Wie viele Verstöße gibt es gegen das Tierschutzgesetz in diesen Laboren? Wie viele Leute sind mit der Kontrolle befasst? Diese Dinge versuche ich herauszubekommen, erfrage dies bei den Behörden, mache das öffentlich. Zum Beispiel habe ich letztens eine Anfrage gestellt, wie viele Tiere am Rande der Tierversuche, also bei der Zucht in den Laboren getötet werden. Und diese Zahl hat mich fast umgehauen. Aber vielleicht sensibilisiert dies auch Leute, die  sonst sagen, dass dies wohl alles so gemacht werden muss.
6. Sind sie Vegetarierin?
Ich bin fast Vegetarierin, denn ich verzichte weitgehend auf Fleisch. Zu Hause kaufe ich kein Fleisch ein und wenn ich Fleisch esse, achte ich darauf, dass es von Tieren kommt, die anständig gelebt haben.
7. Denkt Ihre Familie genau so wie Sie?
In meiner Familie koche ich und demzufolge bestimme ich auch, was es zu Essen gibt. Mein Mann teilt meine Einstellung und meine Söhne auch. Dies habe ich schon sehr früh versucht zu vermitteln.
8. Was denken Sie, was Kinder für Tierschutz tun können?
Kinder sollten sich dafür interessieren und kritisch nachfragen. Sie sollten sich immer wieder bewusst machen, dass ein Tier ein Lebewesen und keine Sache oder ein Gegenstand ist, dann ist einem auch klar, dass man als Mensch gegenüber diesen Mitgeschöpfen eine Verantwortung hat. Praktische Beispiele sind die Versorgung der Haustiere aber auch, dass man darüber nachdenkt, was man für Sachen anzieht, ob man Tierversuche unterstützt, ob man zu Hause Exoten hält oder lieber nicht.
Vielen Dank für das Interview!

Mein Tipp: Vielleicht denkt ihr in Zukunft beim Einkaufen daran, einfach mal kein Fleisch zu kaufen und wenn ihr Kosmetik braucht, dann erst einmal im Internet zu recherchieren, welche Produkte, ohne Tierversuche hergestellt wurden!

Liebe Grüße schickt Euch
Rosa Ruminski (12 Jahre)