Gentrification: Umzug für einen Kita-Platz?

21.12.11 –

von Susanne Hellmuth

„Man fühlt sich wie so’n Staubsaugerverkäufer, der irgendwie so’n Produkt hat, was man nicht los wird...“ ,  „was muss man tun, um hier in Friedrichshain einen Kita-Platz zu bekommen?“ fragt sich Stephanie. Die Kitas in Wohnortnähe haben keine Plätze und überfüllte Wartelisten. Einzelne Kitas haben Aushänge an die Fenster geklebt, in denen sie vorab schon einmal versichern, dass es hier wirklich keine Plätze mehr gibt. Nach zwei Jahren möchte und muss die junge Mutter wieder zurück in den Job. Ihr Freund studiert und die Miete ist hoch. Die junge Familie hat auch schon überlegt, wieder aus der Wahlheimat wegzuziehen: Woanders gibt es vielleicht nicht nur ausreichend Kita-Plätze, sondern auch günstige Mieten. Aber noch hoffen Stephanie und ihr Freund auf den Glücksgriff. Vielleicht bekommt die kleine Piama ja in einer neu gegründeten Kita einen Platz.

Falls das bis zum zweiten Geburtstag der Tochter nicht klappt, muss der Papa sein Studium unterbrechen und ein Urlaubssemester nehmen.

Alternativen hat die junge Familie kaum: Die Großeltern sind selbst noch berufstätig und leben nicht in der Nähe, Stephanie muss zurück an ihren Arbeitsplatz, um die Familie zu finanzieren. Die Ersparnisse und das Elterngeld sind dann aufgebraucht.

Dabei hatten die jungen Eltern anfangs keine finanziellen Probleme befürchtet: Schließlich stand ihnen Elterngeld zu.

Den Strukturwandel im Friedrichshainer Kiez sieht die gebürtige Kreuzbergerin nun kritischer: „Ich wohne mein Leben lang hier in Berlin und jetzt ziehen plötzlich alle nach Friedrichshain. Ich freue mich über den Strukturwandel. Es wird schöner hier, aber es wird halt nichts dafür gemacht, dass es auch so angenehm bleibt. Es kommen halt viele neue, nette Leute hier her, aber der Rest ist halt nicht sichergestellt. ... Alles, was mit Kinder zu tun hat, ist halt voll.“

Die Autorin ist Bezirksverordnete in Friedrichshain-Kreuzberg