Offen und spontan - Dirk Behrendt und Elena Breschkow im Interview mit Jana Pajonk

21.07.11 –

Ortstermin: Samstag, 16. Juli, 16 Uhr nahe dem Kottbusser Tor. Ich stehe auf einem Hinterhof vor einem großen Parkhaus und bin mir nicht sicher, hier richtig zu sein. Ich rufe Dirk an, der mich vor zwei Stunden spontan hierher eingeladen hat. Schon schaut sein Kopf zwischen zwei Betonstreben lachend hindurch. Ich bin richtig. Hier im Hinterhofparkhaus, vor dem eine Gruppe türkischer Männer auf Campingstühlen Dinge bespricht, die ich nicht verstehe, treffen sich an einem Samstagnachmittag Kreuzberger Grüne zum Plakate kleben. Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Neben dem Landesvorsitzenden Daniel Wesener ist Dirk Behrendt MdA und seine Mentee Elena Breschkow mit von der Partie. Oder eher “Party”? Die Stimmung ist ausgelassen und freundlich, hier im Parkdeck Nummer vier. Die Decke ist kaum 2m hoch. Zwischen Betonsäulen stehen Tapeziertische. Eine Frau in Müllbeutel kleistert die Holzplatten vor. Es läuft rockige Musik. Noch ein paar Plakate, dann nehmen sich Dirk und Elena eine kurze Auszeit für meine Fragen.

 

Wer sind die beiden?

Elena, 37, ist eine vielseitige selbstständige Unternehmerin. Die Theaterregisseurin, Versicherungsberaterin für Altersversorgung und Fachfrau in Sachen Weiterbildung möchte gern mal reinschnuppern in den Politik-Betrieb. Ihr Mentor Dirk, Jahrgang 1971, ist seit 2006 Mitglied des Abgeordnetenhauses und Direktkandidat im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg 2 (Graefe-, Reichenberger- und Wrangelkiez). Der Richter hat seine Leidenschaft für Politik zeitweise zum
Beruf gemacht hat. Ihm ist klar: ein Ende ist in Sicht, Berufspolitiker möchte er nicht werden.

Dirk, was möchtest Du gern weitergeben?
„Dass Parteiarbeit Spaß machen kann. Dass es sich lohnt,  sich in einer Partei für seine Ziele einzusetzen. Und dass es auf jeden Einzelnen ankommt.“

Elena, was möchtest Du gern von Deinem Mentor bekommen?
„Ich wünsche mir einen Einblick in die Tätigkeitsfelder der Politik und einen Überblick über die Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren. 'Es gibt nichts Gutes, außer man tut es', denke ich. Deswegen will ich hier bei den Grünen mal reinschnuppern.“

Was ist Euer gemeinsames Ziel?
“Wir sind ja erst am Anfang. Wir wollen uns kennenlernen und herausfinden, an welcher Stelle wir gemeinsam weiterarbeiten, was genau wir zusammen vertiefen wollen”

Dirk, was schätzt Du an Elena?
„Ihr wirkliches Interesse an politischen Prozessen und den handelnden Personen, ihre große Offenheit, sich einzulassen und die Bereitschaft, sich auch mal überraschen zu lassen.“

Beide erzählen von Elenas Besuch in der letzten Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses. Dirk hatte sie noch vor dem offiziellen Start des Mentoringprogramms spontan dazu eingeladen. Begeistert eilte Elena in die Niederkirchnerstraße 5 und war nicht nur über Dirks Offenheit, sondern auch die des Abgeordnetenhauses überrascht. Sie war einfach hinein spaziert in die Berliner Politik.


Elena, was schätzt Du an Deinem Mentor?
„Dirk ist sehr unkompliziert. Er lädt mich zu allem ein, was stattfindet. Das gibt mir die Möglichkeit, viele Anknüpfungspunkte zu finden. Wir brauchen keine Formalitäten, um Kontakt aufzunehmen. Und er erklärt alles. Auf der letzten Bezirksverordnetenversammlung hat er mir jede einzelne Person und deren Funktion erläutert.“

Wie ist Euer gemeinsames Vorgehen?
„Dirk schickt mir Terminübersichten mit Empfehlungen, wo sich eine Teilnahme aus welchen Gründen lohnt. Und ich kann mir dann aussuchen, woran ich teilnehmen möchte und kann.“ sagt Elena. Und Dirk fügt hinzu „Diese Auswahl ist wichtig, weil Elena als Selbständige ja nicht immer kann. Vor oder nach jedem Termin plane ich etwas Zeit ein, damit wir über das sprechen können, was gerade stattfindet und Elenas Fragen klären.“


Dirk, wo siehst Du Elena in drei Jahren?
„Das hängt von ihrer Interessenlage und davon ab, ob sie Freude an der Parteiarbeit findet. Vorstellen kann ich mir da einiges”, sagt Dirk schmunzelnd, „aber es ist noch zu früh, das auszuplaudern.”

Beide schätzen die offenen Strukturen, die die Grünen im Bezirk pflegen. Bei der SPD sei das anders, erzählt Elena, die sich auch dort vor einiger Zeit mal umgesehen hatte.

Elena, wo siehst Du Dich in drei Jahren?
„Ich bin ja auf der Suche, wie und wo ich mich nützlich machen kann. Dabei gehe ich nach der Devise 'Immer schön unten anfangen' vor. Anders kann man die Organisation gar nicht kennen lernen. Immer schön langsam.“

Dirk, wo ist Dein Lieblingsort in Berlin?
(lacht) „Die Admiralbrücke. Die ist zwar politisch umstritten, aber das darfst Du trotzdem schreiben. Dort kommt alles zusammen, was Kreuzberg und Berlin so liebenswert macht. An zweiter Stelle steht neuerdings der Tempelhofer Flughafen. Das ist meine neue Jogging-Strecke. Die Freifläche, der freie Blick, den man dort hat - das ist ein echter Zugewinn für Berlin.“

Elena, und wo ist Dein Lieblingslatz?
„Das 'Bermudadreieck' zwischen Görlitzer Bahnhof, Oranienstraße, Kottbusser Tor, Reichenberger, Lausitzer Straße - und wieder von vorn. Hier fühle ich mich wohl. Zunehmend interessant finde ich auch Neukölln.“

Was wünscht Ihr Euch für Berlin?
Elena: „Ich wünsche mir überall tolle Radwege. So dass man auf sein Fahrrad steigen kann und immer weiter fahren, ohne irgendwann auf ein parkendes Auto zu knallen.“
Dirk: „Ich wünsche mir, dass wir auch in 10 Jahren noch Freiräume und Platz für Leute mit wenig Geld und neuen Ideen in der Berliner Innenstadt haben. Es darf nicht alles Andere und Kreative von Geld verdrängt werden wie in anderen europäischen Städten. Paris ist für mich ein schlechtes Vorbild. Eine solche Entwicklung zu verhindern, ist momentan eine der wichtigsten Aufgaben unserer Stadt.”

Zum Abschluss mache ich ein Foto von den beiden, die freudig eines der vielen geklebten Plakate präsentieren. Vielen Dank, Dirk und Elena, für dieses interessante, offene Gespräch. Wenn in zehn Jahren gut ausgebaute Fahrradwege durch eine Berliner Innenstadt führen, die geprägt ist von Vielfalt und freien Räumen, dann ist die Vision eurer Verbindung Wirklichkeit geworden. Das wäre schön. Alles Gute!