Veganes Essen: "In der Generation nach uns müssen wir etwas bewegen"

18.09.12 –

Rosa Ruminski (12 Jahre) hat den veganen Koch Björn Moschinski interviewt  und berichet über tierfreies Essen, Gesundheit und die schwere Suche nach veganem Personal auf gruene-berlin.de:

Heute durfte ich ein Interview mit Björn Moschinski in seinem Restaurant, dem „Kopps“, führen. Das Kopps ist nicht irgendein Restaurant in Berlin Mitte, sondern ein besonderes. Hier gibt es ausschließlich vegane Speisen, also Speisen ohne tierische Produkte. Die vegane Lebensweise lehnt nämlich die Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ab.

Vor dem Interview habe ich mich ein wenig im Kopps umgeschaut. Es gab ein großes Buffet, mit leckeren Speisen. Die Einrichtung des Restaurants ist sehr gemütlich und schick. Natürlich habe ich auch das Essen probiert und ich muss sagen, es war seeehr lecker!

Aber nun mein Interview:

Auf welche Lebensbereiche bezieht sich die vegane Lebensweise?
Die vegane Lebensweise beinhaltet immer einen ethisch-moralischen Grundsatz. Im Mittelpunkt stehen die Tiere und die Tierrechte. Veganer konsumieren keine Produkte, für die Tiere genutzt, gequält oder getötet wurden. Es wird auch immer leichter vegan zu leben, denn in vielen Geschäften gibt es inzwischen zahlreiche vegane Produkte zu kaufen, z.B. in Drogeriemärkten, Bio-Läden oder Supermärkten.

Wie wurden Sie Veganer?
Ich bin durch die Zeitschrift „Bravo“ auf Umwegen Veganer geworden. Dort gab es vor 19 Jahren einen Artikel über Massentierhaltung und Tiertransporte, wodurch ich zuerst Vegetarier wurde. In dieser Zeit habe ich darüber nachgedacht, dass ich trotzdem Tiere konsumiere, die getötet wurden, in Form von Leder, Lab im Käse, Gelantine in Desserts usw. Also habe ich geschaut, wie ich dies umgehen kann und bin Veganer geworden.

Wie alt waren sie denn als sie Vegane wurden?
Ich war 15 Jahre alt.

Wie sind sie auf die Idee gekommen, vegane Kochkurse für Kinder anzubieten?
Sehr viele Leute in meinem Alter haben Kinder und wenn ich sehe, was da teilweise gekocht wird, denke ich, dass ihnen die Karriere oder die Entspannung wichtiger sind, als sich mal die Zeit zu nehmen, mit ihren Kindern zu kochen. Daher gibt es ein großes Unwissen bei den Kindern, was frisches Gemüse und frische Zutaten betrifft. Dies war für mich der Grund zu sagen, dass wir gerade in der Generation, die nach uns kommt, wieder etwas bewegen und den Kindern die gesunde Ernährung näher bringen müssen.

Wie können Kinder vegan leben, ohne auf wichtige Nährstoffe zu verzichten und wo können sie sich darüber informieren?
Eine gute Informationsplattform ist das Internet. Hier findet man ganz viele Webseiten, wie z.B. die www.Albert-Schweitzer-Stiftung.de oder www.vebu.de, die sich mit dem Thema beschäftigen. Gesunde Ernährung bedeutet abwechslungsreiche Ernährung, also nicht nur Fertiggerichte oder viel zu lang gekochte Dinge, sondern frische Sachen, Obst und Gemüse. Ich bin seit über 18 Jahren Veganer und habe keinerlei Probleme, was Nährstoffe und Vitamine betrifft. Ich lasse jedes Jahr mein Blut testen und die Werte sind immer im grünen Bereich.

Welche Ersatzstoffe empfehlen Sie speziell für Kinder?
Keine, da man keine Ersatzstoffe braucht. Fleisch hat gar nicht so viel Nahrhaftes, wie gern behauptet wird. Man muss bedenken, dass der Verwesungsprozess beginnt, sobald das Tier getötet ist, d.h. innerhalb von vier Stunden fängt das Fleisch an sich zu zersetzen, es werden Fäulnisgifte freigesetzt und ich denke nicht, dass nach zwei bis drei Tagen, wenn das Fleisch auf dem Teller liegt, noch irgend etwas Nahrhaftes enthalten ist. Auch durch das Kochen und Braten gehen natürlich die Vitamine verloren.

Können Sie einige Firmen nennen, die vegane Kosmetik verkaufen?
Ich benutze nicht so viel Kosmetik aber Beispiele sind Alverde Naturkosmetik oder Lush.

Arbeiten in Ihrem Restaurant „Kopps“ nur Leute, die vegan leben?
Hier im „Kopps“ bin ich, bis auf unseren Lehrling, der einzige Veganer, denn es gibt kaum vegane Gastronomen. Bisher haben sich Gastronomie und Veganismus immer ausgeschlossen, weil es noch keine Kochausbildung ohne Fleisch, Fisch und Milch gibt. Auch bei den Servicekräften ist es kompliziert, da es sehr wenige vegane Restaurants gibt, in denen man eine fleischfreie Ausbildung machen kann. Im „Kopps“ ist die Professionalität ein wichtiges Kriterium und ich würde es begrüßen, wenn wir gutes Personal finden, welches vegan lebt.

Bieten Sie die Kinderkochkurse regelmäßig an?
Nein, diese werden nicht regelmäßig angeboten, sondern es richtet sich immer danach, wie ich Zeit habe. Es besteht eine Kooperation mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und wann immer ich Zeit habe biete ich sie an. Momentan ist es aber eher schwierig, da ich sehr viel in Deutschland unterwegs bin. Für September ist aber eine Tour in drei deutsche Städte geplant, in denen ich mit Kindern vom Kinderhilfswerk kochen werde. Auch im FEZ gibt es eine Kinderkochschule, an der ich regelmäßig teilnehme.

Vielen Dank für das Interview und die leckeren Speisen!

TIPP: Wenn Ihr probieren wollt, wie veganes Essen schmeckt, dann besucht doch mal das „Kopps“ in der Linienstraße 94, in Berlin Mitte. (Anmerkung der Redaktion: Es gibt natürlich auch viele andere vegane Restaurants in Berlin - siehe unten)

Liebe Grüße
Eure Rosa

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Bereits im August hat Rosa eine Tierschutzdemonstration besucht und dabei Interviews mit Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Claudia Hämmerling, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus geführt. Zu diesem Text mit dem Titel Erst frühstücken, dann Tiere quälen geht es hier.