09.07.12 –
Unter dem Schwerpunkt “Gleiche Rechte für Ungleiche“ fand am Wochenende vom 16. bis 17. Juni 2012 im Berliner Kiez rings um die nicht nur bei Homosexuellen bekannte und beliebte Motzstraße in Schöneberg bereits zum 20. Male Europas größtes Lesbisch-Schwules Stadtfest statt. “Gleiche Rechte für Ungleiche“ forderten auch die Berliner Grünen rund um die Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün, die unter dem Motto “We are family“ u.a. auf die besondere Situation von Regenbogenfamilien sowie von Lesben und Schwulen mit Kinderwunsch aufmerksam machten.
Europas größtes Lesbisch-Schwules Stadtfest hält nicht nur für einen einzigen Tag, sondern gleich für ein ganzes Wochenende vielfältige Möglichkeiten zur Unterhaltung und Verstreuung bereit. Laute Musik, queere und bunte Persönlichkeiten, die tanzen, feiern und einfach in der Community Spaß haben wollen: Das sind vermutlich nicht selten die ersten Assoziationen, die sich einstellen – zumal das vorhandene Spaßpotenzial durch die Besonderheit des 20. Jubiläums mit Sicherheit nicht gemindert wurde. Bleibt hier noch Platz für Politik und Inhalte?
„Natürlich!“, meint Sebastian Walter, Sprecher der LAG QueerGrün vom Berliner Landesverband BÜNDNIS 90 | DIE GRÜNEN. „Für die Grünen Berlin ist das Lesbisch-Schwule Stadtfest traditionell ein guter Anlass, um gemeinsam zu feiern, aber auch um politisch aktiv zu sein! Für uns ist das Stadtfest noch immer eine wichtige politische Manifestation – für die Vielfalt in unserer Stadt!“ Unterstützt wird Sebastian Walter von zahlreichen Helfer_innen, die ebenso wie er über politische Handlungsnotwendigkeiten und Handlungsoptionen informieren, aufklären und weiterhin für Diskriminierung sensibilisieren möchten. Noch immer werde Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgendern und Intersexuellen die volle Gleichstellung verweigert. „Dagegen gehen wir auch an diesem Wochenende auf die Straße“, ergänzt Maria Meisterernst, Sprecherin derselben LAG.
Dieses Jahr wolle man sich verstärkt der Situation von Regenbogenfamilien sowie von Lesben und Schwulen mit Kinderwunsch widmen, auf welche das Thema des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes “Gleiche Rechte für Ungleiche“ in mehrfacher Hinsicht zutreffe. Nicht nur, dass insbesondere Regenbogenfamilien als Familienform gesellschaftlich häufig weniger anerkannt werde oder überhaupt bekannt sei; auch das derzeitige Familienrecht entspreche der bereits gelebten Realität in Deutschland kaum. „Wir wollen, dass die Situation der Betroffenen endlich nachhaltig verbessert wird“, führt Sebastian Walter aus. So fordere man unter anderem das volle Adoptionsrecht für lesbische und schwule Paare, den gleichberechtigten Zugang zu Samenbanken und künstlicher Befruchtung u.a. für Lesben (und für alle unverheiratete Frauen)sowie die Öffnung der Ehe. Darüber hinaus wolle man ferner die rechtliche Stärkung von sozialer Elternschaft erreichen, bei der mehr als nur zwei (leibliche) Elternteile die Verantwortung für Kinder übernehmen können. Denn immer mehr Kinder werden in Regenbogen- und Patchworkfamilien groß, also mit Erwachsenen, die nicht mit ihnen verwandt sind.
Das grüne Motto “We are family“ sowie die damit verbundenen Kernforderungen und Schwerpunktsetzungen wurden jedoch nicht nur von homosexuellen Menschen mit Kinderwunsch und der LSBTI*-Szene, sondern darüber hinaus von zahlreichen Politiker_innen auf Bundes- und Landesebene jeglicher sexuellen Identität getragen. So waren neben Anja Kofbinger und Thomas Birk, queerpolitische Sprecherin und Sprecher der grünen Berliner Abgeordnetenhausfraktion, Daniel Wesener, Landesvorsitzender des Berliner Landesverbandes BÜNDNIS 90 | DIE GRÜNEN sowie Volker Beck, erster Parlamentarischer Geschäftsführer und Sprecher für Menschenrechte der grünen Bundestagsfraktion, auch die Bundestagsfraktionsvorsitzende Renate Künast, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckhardt, Wolfgang Wieland und viele weitere Amtsinhaber_innen anwesend. Alle nahmen auf dem „Grünen Sofa“ am Stand platz und diskutierten angeregt über den Familienbegriff.
Die Auskunft von Sebastian Walter bestätigte sich letztendlich also doch. Denn neben den wichtigen politischen Forderungen und Aktionen wurde natürlich auch die Gelegenheit zum Feiern sowie zu Musik und Tanz genutzt. Einer der Songs: “We are family“ von Sister Sledge. cra