Stärkere Unterstützung des Handwerks und Verbesserung der Arbeitsbedingungen

30.11.24 –

Beschluss auf der Landesdelegiertenkonferenz:

Handwerker*innen arbeiten als gut qualifizierte Fachkräfte jeden Tag schon während ihrer Ausbildung an der Klimawende. Gesehen, gewertschätzt oder gerecht entlohnt werden sie kaum. Das Handwerk bildet das Rückgrat der lokalen Wirtschaft und Gesellschaft und wohnortnahe Dienstleistungen tragen zur guten Berliner Mischung und Kiezkultur bei. Viele Handwerker*innen setzen die Energie- und Wärmewende bereits heute um, noch viel mehr werden für eine gelingende Transformation zu Klimaneutralität gebraucht. Sie stehen für nachhaltige, regionale Wertschöpfung und bieten vielfältige Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Das Berliner Handwerk muss in seiner Bedeutung für eine grüne, soziale und zukunftsfähige Wirtschaft gestärkt werden. Wir selbst müssen den handwerklichen Ausbilder*innen, Auszubildenden sowie Kleinst- und Kleinunternehmen besser vermitteln, dass sie eine politische Heimat gerade wegen der großen Transformationsfragen bei den Grünen finden. Denn die Berliner Handwerksbetriebe stehen vor großen Herausforderungen: auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften brauchen sie dringend Fachkräfte, um den Klimaschutz in der Region voranzubringen und die Energiewende umzusetzen. Dafür braucht es Gute Arbeit für alle und viel mehr Ausbildungsplätze.

Als Bündnis 90/ Die Grünen setzen wir uns für gute Arbeitsbedingungen im Handwerk ein. In der Ausbildung und danach wollen wir Handwerker*innen und damit auch das Handwerk an sich mit folgenden Maßnahmen stärken:

  1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Handwerk:
    1. Faire, bedarfsdeckende und armutsfeste Löhne, eine deutlich höhere Tarifbindung, die konsequente Einhaltung von Tarifverträgen und die Ermöglichung einer konsequenten gerechten Bezahlung für Handwerksangestellte mit zukunftsfähigen Arbeitsbedingungen, welche sich Hand in Hand mit den Anforderungen der Zeit anpassen. Die Tariftreue bei der öffentlichen Auftragsvergabe muss konsequent eingehalten und kontrolliert werden.
    2. Eine Verbesserung des Arbeitsschutzes und der gesundheitlichen Absicherung der Beschäftigten. Die Berliner Handwerksbetriebe müssen dabei unterstützt werden, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, damit die Beschäftigten gesund und sicher arbeiten können. Vorbeugung, eine gute Arbeitsorganisation, geregelte Arbeitszeiten, Schutz vor Diskriminierung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehören dazu.
    3. Maßnahmen zur Reduzierung der (physischen und psychischen) Belastungen, insbesondere bei körperlich schweren Berufen. Alle Beschäftigten müssen die Perspektive haben, in ihrem Beruf bis zur Rente arbeiten zu können oder einen starken Risikoausgleich erhalten.
    4. Die Förderung der Berufsorientierung, der Bildungszentren des Berliner Handwerks sowie von beruflichen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, um den Anforderungen der Digitalisierung und neuen Technologien gerecht zu werden. Wie zum Beispiel die kostenlose Weiterbildung zum Meister, derartige Weiterbildungen dürfen nicht teurer sein als ein Studium und müssen unabhängig vom Geldbeutel für jeden möglich sein
  2. Unterstützung von kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben bei der Umstellung auf klimafreundliche und ressourcenschonende Arbeitsweisen. Aufgabe der Politik ist die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es Betrieben ermöglichen, auch in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften und attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze anzubieten. Berlin muss bezahlbare Gewerbeflächen schaffen, Verdrängung entgegenwirken und sich im Bund für eine Gewerbemietpreisbremse einsetzen. Die Mobilität der Berliner Handwerker*innen und die Umstellung auf emissionsfreie und sichere Fahrzeuge braucht mehr Unterstützung.
  3. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, fordern wir Maßnahmen, die Diskriminierungen von FLINTA-Personen entgegenwirken. Auch sollte durch Abbau bürokratischer Hürden Unternehmen erleichtert werden, Geflüchtete auszubilden oder anzustellen, um diese Teil der Gesellschaft werden lassen zu können. Zur besseren Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration braucht es gezielte Kinderbetreuungangebote. Das Handwerk wird bei der Inklusion von Mitarbeitenden mit Behinderung unterstützt.
  4. Bessere Unterstützung für Ausbildungsbetriebe und Auszubildende. Wir brauchen eine solidarische Ausbildungsumlage, die die ausbildenden Handwerksbetriebe unterstützt. Außerdem müssen Auszubildende von ihrem Lohn leben können, dafür braucht es berufsunabhängige Mindestlöhne, von denen die Auszubildenden ohne Probleme leben können. Durch die Errichtung eines Auszubildendenwerks mit bezahlbaren Azubi-Wohnungen und Beratungsangebotenmuss Berlin der Ausbildungskrise aktiv begegnen. Das Handwerk ist zentraler Bestandteil einer ökologisch nachhaltigen und sozialen Wirtschaft. Auch in Zukunft wollen wir daran arbeiten, dass das Handwerk und die dort stattfindende Ausbildung den gesellschaftlichen Stellenwert erhalten, den sie verdienen.

Kategorie

Zukunft schaffen