14.04.19 –
In unserer Märzsitzung haben wir uns mit der aktuellen Situation in den westlichen Regionen Kameruns beschäftigt.
Wir erfuhren mehr über die Geschichte und die aktuellen Entwicklungen in der anglophonen Region Kameruns und versuchten, die verschiedenen Akteur*innen innerhalb und außerhalb Kameruns, ihren Hintergrund, ihre Motivation und ihre Ansätze für einen Weg aus der Krise zu verstehen.
Dazu konnten wir mit vier spannenden Gästen diskutieren:
Vielen Dank an unsere Gäste!
Hintergrund:
Was im November 2016 als Streik von Rechtsanwält*innen und Lehrer*innen in den beiden englischsprachigen Regionen (Nordwest und Südwest) Kameruns für eine gerechte Vertretung des englischen Common Law Systems und die Anwendung der englischen Sprache in Gerichten sowie gegen die Entsendung französischsprachiger Lehrer*innen (ohne Beherrschung der Sprache für den Englischunterricht) in die englischen Regionen begann, hat sich seither zu einer vollständigen politischen Krise mit vielen Todesopfern und Aufrufen zur Abspaltung vom mehrheitliche frankophonen Teil des Landes entwickelt.
Das gewaltsame Vorgehen der staatlichen Sicherheitskräfte gegen Demonstrant*innen (vgl. beigefügtes Schreiben über Menschenrechtsverletzungen in Kamerun an das Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte in Genf), die Festnahme und Inhaftierung von Personen ohne faire Gerichtsverhandlung sowie die dreimonatige Sperre von Internetdiensten in diesen Regionen haben zur Eskalation der Krise beigetragen.
Am 1. Oktober 2017 erklärten die Separatist*innen die Unabhängigkeit der englischsprachigen Regionen Kameruns als neuer Staat „Ambazonia“ und engagieren sich seitdem im zivilen Ungehorsam gegen die Regierung Kameruns, die ihrerseits als Reaktion zum Aufruf ihre Gewalt gegen die Bevölkerung in den Regionen verdoppelte. Dörfer wurden in Brand gesetzt, Einzelpersonen willkürlich verhaftet, mit einer Zunahme von Toten und Verletzten auf beiden Seiten.
Schon vor fast einem Jahr schrieb die Washington Post, dass „Afrikas nächster Bürgerkrieg in Kamerun stattfinden könnte“. Seitdem hat sich die Situation beständig verschlechtert. Es gab Flüchtlingsbewegungen aus diesen Regionen ins benachbarte Nigeria sowie Binnenvertreibungen in Kamerun.
Englischsprachige Kameruner*innen in der Diaspora haben mit Petitionen und Demonstrationen vor wichtigen internationalen Regierungsorganisationen, Ministerien und Botschaften reagiert. Anglophone Kameruner*innen in der Diaspora leisten finanzielle Beiträge zur Unterstützung von betroffenen Familienangehörigen in Kamerun. Inzwischen formieren sich immer neue Gruppen von Separatist*innen, die sich in ländlichen Gegenden im anglophonen Kamerun Kämpfe mit Regierungstruppen liefern.
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