Aktuelle Lage: Bildungskrise an Berlins Schulen

13.06.18 – von janosch.rassmann –

Hintergrund

Der Fachkräftemangel an Berlins Schulen ist enorm. Seit Jahren fehlen Lehrerinnen und Lehrer – doch jetzt werden auch die Quereinsteiger*innen knapp. Für das kommende Schuljahr 2018/2019 fehlen laut Bildungssenatorin Scheeres (SPD) ca. 500 Lehrkräfte – so viele wie noch nie. Wie Scheeres am 11.6. berichtete konnten von 2150 Stellen erst 900 mit regulären Fachkräften besetzt werden. Über die Hälfte der Stellen muss also von Quereinsteiger*innen aufgefangen werden – es gibt aber nur 1000 Bewerber*innen, die die Voraussetzungen erfüllen. Ob dann auch wirklich alle geeignet sind, entscheidet sich nach den Vorstellungsgesprächen, die noch ausstehen. Die Situation an den Berliner Schulen wird mit diesen Prognosen nochmal akuter.

Was muss jetzt passieren und was sind unsere Forderungen?

Der Fachkräftemangel ist kein neues Phänomen. Bereits zum letzten Schuljahr fehlten 300 Lehrer*innen. Die Bildungssenatorin ist offensichtlich bemüht, diese gravierende Lücke zu schließen. Wir wünschen uns nach den Prognosen für das kommenden Schuljahr aber mehr Nachdruck in ihrem Handeln. Die Gewinnung von Fachkräften muss oberste Priorität haben. Folgende weitere Maßnahmen unterstützen wir:

  • Pensionär*innen länger beschäftigen bzw. für die Betreuung von Quereinsteiger*innen gewinnen.
  • Einstellung von Sprachlernassistent*innen.
  • Bezahlte freiwillige Mehrarbeit der vorhandenen Lehrer*innen von bis zu zwei Wochenstunden.
  • Gezielte Werbeaktion „Unterrichten statt Kellner“ zur Gewinnung Studierender der lehramtsbezogenen Masterstudiengängen für den Unterricht (befristet Verträge für ½ oder ein ganzes Jahr).
  • Stipendium für den Quereinstiegsmaster ab dem Wintersemester 2018/2019.

 

Folgende Maßnahmen sehen wir Grüne außerdem:

  • Alle Fächer als Mangelfächer erklären und damit den Quereinstieg öffnen.
  • Bewerber*innen mit der Qualifikation Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache den Weg in den Schuldienst ermöglichen.
  • Schnellere Anerkennung von ausländischen Abschlüssen ermöglichen.
  • Ein-Fach-Lehrkräfte einstellen und mittelfristig die Möglichkeit geben ein zweites Fach nachzustudieren.
  • Nichtbesetzte Stellen kapitalisieren, also den Schulen die finanziellen Mittel bis zur Besetzung zur Verfügung stellen (z.B. für Sozialarbeiter*innen, Verwaltungsunterstützung oder Leistungen von freien Trägern).

 

Darüber hinaus gilt es, nicht immer nur mit kurzfristigen Maßnahmen die akuten Löcher in der Personaldecke zu stopfen – stattdessen muss es endlich eine zuverlässige Langfristplanung geben. Wir stehen bereit, um unsere Koalitionspartnerin hier konstruktiv zu unterstützen.

Das gesamte Personal an Berliner Schulen leistet tagtäglich einen enormen Beitrag zur Bildung der Schüler*innen. Wir dürfen die Schulleitungen, Lehrer*innen und Erzieher*innen jetzt nicht im Stich lassen und noch zusätzlich belasten. Wir haben uns im Koalitionsvertrag für Qualitätssicherung, mehr Teamarbeit und Schulentwicklung eingesetzt – diese Ziele müssen weiterhin gelten. Die Qualität an Berlins Schulen darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.

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