Holzverbrennung in Berliner Kraftwerken - Weder ein Gewinn für die Energiewende, noch für den Klima- und Artenschutz

14.04.23 –

Bericht aus der Veranstaltung “Holzverbrennung in Berliner Kraftwerken” am 21.03.23 der LAG Umwelt und Klima - Hartwig Berger, Linda Schwarz; Co-Sprecher der LAG

 

Wie stehen wir als Grüne dazu, dass u.a. die Vattenfall Wärme AG in ihren Berliner Kraftwerken in zunehmenden Mengen Holz zur Energiegewinnung verbrennt? Ist das mit Klimaschutz vereinbar oder sitzen wir, sofern wir das so einschätzten, einem Selbstbetrug auf? Und welche Risiken kommen damit auf die betroffenen Wälder und Planatagen zu, aus denen das Holz vorwiegend stammt? Unter diesen Fragen hat die  bündnisgrüne LAG Umwelt und Klima am 23. März eine online Veranstaltung mit etwa 30 Teilnehmenden durchgeführt. Eingeladen waren neben allen interessierten Menschen und zuständigen Grünen Abgeordneten auch Akteur*innen von Vattenfall, sowie eine Referentin von Robin Wood. 

 

Einleitend stellten Akteurinnen von Vattenfall die Planungen für die kommenden Jahre vor. Gegenwärtig verbrennt das Unternehmen Holz im Umfang von mehr als 100.000 t jährlich in ihren Kraftwerken Moabit und Märkisches Viertel. Unter Einbeziehung des Kraftwerks Reuter-West soll diese Menge bis zum Jahr 2030 auf 450.000 t gesteigert werden. Das beschaffte Holz wird jetzt und in Zukunft ganz überwiegend in Wäldern, derzeit aus Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern, geschlagen. Rund 10%, liefern derzeit Kurzumtriebsplantagen (KUP), die im Raum Brandenburg angelegt sind; der Rest wird als Abfallholz und Altholz der unterschiedlichsten Herkunft deklariert. 

 

Da Vattenfall nach den gängigen Regelungen die Holzverbrennung als „klimaneutral“ deklariert, muss sie die entstehenden CO2-Emissionen nicht anrechnen. Das Unternehmen spart damit den Kauf von Emissionszertifikaten ein, insofern ist die energetische Nutzung von Holz auch finanziell attraktiv.

 

Nach einem weiteren Input von Jana Ballenthin (Robin Wood) knüpfte eine lebhafte Debatte an, in der sich folgender Trend in der Einschätzung abzeichnete: Zumindest bei Holz, das in Wäldern geschlagen wurde, ist der Standpunkt klar: Es irreführend davon auszugehen, seine Verbrennung würde lediglich der Atmosphäre vorab entnommenes CO2 wieder freisetzen. Bei der Holzverbrennung entsteht somit auch kein zeitrelevanter klimaneutraler Kreislauf, ganz abgesehen von weiteren Emissionen und Schäden am Ökosystem die durch die Holzernte entstehen. Statt Holz zu verfeuern, sollte es möglichst zum Biodiversitäts- und Klimaschutz im Ökosystem Wald verbleiben oder sonst stofflich, z.B. als Bau- oder Dämmstoff, genutzt werden. Nur so bleibt klimaschädliches CO2 für einen möglichst langen Zeitraum im Holz gebunden. 

 

Die jetzt gefällten Bäume und Baumteile haben das CO2 für ein über Jahrzehnte dauerndes Wachstum  aus der Atmosphäre geholt und so langfristig in Form von Kohlenstoff gespeichert. Dieser Prozess, der unzweifelhaft dem weltweiten Klimaschutz hilft, wird mit der energetischen Nutzung von Holz quasi auf einen Schlag wieder  aufgehoben und rückgängig gemacht. Wir wissen aber aus der laufenden Debatte zur sich verschärfenden Klimakrise: Wenn wir diese in Grenzen halten wollen, müssen wir hier und jetzt alles dafür tun,  den organisch gebildeten Kohlenstoff auf der Erde zu halten und dürfen ihn eben nicht wieder in den Himmel blasen. Wenn wir Bäume und Baumteile aus Wäldern entnehmen, sollten sie vielmehr als Kohlenstoffspeicher genutzt und möglichst langfristig so gehalten werden, zum Beispiel für den Hausbau, für Inneneinrichtungen oder für die Herstellung von Laminat. 

 

Nicht jede erneuerbare Energiequelle führt zu einer klimaneutralen Energiegewinnung. Unser Ziel, die Klimaziele zu erreichen, verlangt uns also ab, Holz in diesen Überlegungen außen vor und als Kohlenstoffsenke im Wald zu lassen. Stattdessen müssen wir auf die Förderung effizienter nicht-fossiler Alternativen setzen und den Strom- und Energieverbrauch weiter einsparen und optimieren.