13.03.12 –
Die Berliner Grünen fordern die TV-Anstalten auf, die Live-Übertragung von der Bundesversammlung auch in Gebärdensprache zu senden. „Wir wollen die politische Beteiligung auch von Menschen mit Behinderungen. Es sollte endlich Selbstverständlichkeit werden, dass zumindest bedeutende politische Ereignisse für alle Menschen in Deutschland verständlich übertragen werden“, erklärt Landesvorsitzende Bettina Jarasch. Alles andere widerspräche der 2006 verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen – insbesondere in Fragen der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen.
„Noch immer gibt es Barrieren in der Gesellschaft, die vielen Menschen eine politische und gesellschaftliche Beteiligung erschweren“, erklärt der Vorstand der Grünen in Berlin-Mitte. Als Bündnisgrüne sei man selbst der Umsetzung einer inklusiven Gesellschaft verpflichtet und fordert Politik und Medien auf, sich ebenso zu verhalten.
Hintergrund: Der Grünen-Politiker Martin Zierold, der erste taube Parlamentarier Deutschlands, wird am kommenden Sonntag in der Bundesversammlung über die Nachfolge von Christan Wulff mitentscheiden. Die Bitte des Deutschen Gehörlosen-Bundes an die ARD sowie die Anfrage von Martin Zierold an Phoenix, diese Versammlung mittels eines eingeblendeten Gebärdensprachdolmetschers zu übertragen, wurde abgelehnt. Lediglich die Untertitelung, die meistens nicht die gleiche Qualität und dieselbe Komplexität aufweisen wie die gesprochene Sprache, wurde in der ARD gewährt.
Die Gebärdensprache ist allerdings nicht – wie viele annehmen – gebärdetes Deutsch, sondern eine eigene Sprache mit einer eigenen Grammatik. Sie weicht teilweise erheblich von der deutschen Lautsprache ab. Eine reine Untertitelung ist für viele taube Bürgerinnen und Bürger ein Hindernis, die Bundesversammlung vollständig zu verfolgen.