Statement der LAG Kultur zum Lockdown: Lockdown#2

10.11.20 –

Warum Kultur?

Maßnahmen zur Kontakteinschränkung sind angesichts der steigenden Infektionszahlen dringend nötig – klar! Allerdings sollte es einen Unterschied machen, ob im jeweiligen Lebensbereich ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht oder nicht. Dass es beim zweiten Lockdown vor allem die Kultur- und Event-Branche trifft, nicht aber z.B. den Fern-/Reiseverkehr, wo viel enger beieinander gesessen wird, ist nicht gut nachvollziehbar.

 

Was habt Ihr im Sommer gemacht?

Weder Bundesregierung noch Landesregierung haben den Sommer über ihre Hausaufgaben gemacht. Dabei ist seit dem Frühjahr vorausgesagt worden, dass es eine zweite Pandemie-Welle im Herbst geben wird. Während Häuser, Veranstalter*innen und Künstler*innen zum großen Teil auf eigene Kosten den Sommer über umfangreiche Hygienekonzepte für ihre Veranstaltungen entwickelten, sahen sich Kultursenator und Kulturverwaltung hierfür offenbar nicht in der Verantwortung - keine Stufenpläne oder Maßnahmenvorschläge, keine Strategien oder Perspektiven. Und wie so oft auch mal wieder keine Kommunikation mit den Betroffenen/Verbänden/Akteuren.

 

Was wird jetzt gebraucht?

 

  1. Not-/Soforthilfen für Kulturschaffende (Soloselbständige), die über die Betriebskosten hinausgehen, und nicht nur für November sondern für 3 Monate.

  2. Angemessene Mietreduzierung und Verlängerung des Kündigungsschutzes für betroffenen Kultureinrichtungen.

  3. Ausfallhonorare sollten zur Selbstverständlichkeit werden und in allen Förder-Programmen des Landes Berlin und der Bezirke abrechenbar sein.

  4. Sicherung der Räume und Infrastruktur der Freien Szene über Soforthilfen für z.B. Projekträume, Kunstvereine, Tonstudios, Atelierhäuser, freie Theater und Tanzbühnen, Orte der Musik und Literatur.

  5. Keine pandemiebedingten Kürzungen in den Kultur-Haushalten. Einstellung von Mitteln zur weiteren Absicherung der kulturellen Infrastruktur im kommenden Kulturhaushalt und Beratung mit den entsprechenden Verbänden und Akteuren.

  6. Kulturellen Kahlschlag frühzeitig verhindern: Kultur muss zum Staatsziel, die Kulturförderung zur kommunalen Pflichtaufgabe werden.

 

Wenn nicht schnell und zielgerichtet gehandelt wird,

- werden weitere Kulturschaffende in die Grundsicherung gedrängt,

- werden weitere Orte der Kunst und Kultur der Stadt auf immer verloren gehen und die Gentrifizierung noch schneller voranschreiten,

- wird die Solidarität und Akzeptanz für jegliche Schutzmaßnahmen innerhalb der Kulturszene und in der Bevölkerung schwinden,

- wird die kulturelle Infrastruktur auf unabsehbare Zeit starken Schaden nehmen und kulturelle Teilhabe erschwert und einigen Gebieten verunmöglicht

 

während die Kassen volllaufen bei Immobilienkonzernen und Pandemie-Profitierenden.