17.04.19 –
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 06.04.2019
Immer mehr Menschen bleiben zu Silvester in ihren Wohnungen oder verlassen sogar die Stadt, weil sie sich durch das rücksichtslose Böllern auf der Straße nicht mehr sicher fühlen. Wildtiere können im Gegensatz zu Menschen und Haustieren fast keinen Schutz finden.
Bei Böllern handelt es sich nicht einfach um harmlose Spielzeuge, die ein bisschen Lärm machen. Jährlich gibt es viele Fälle von Augenverletzungen, Hörschäden, Verbrennungen und sogar Verluste von Gliedmaßen. Teilweise werden Menschen durch unverantwortlichen Umgang mit Böllern auch absichtlich verletzt, so gab es 2018/19 allein in Berlin 100 Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte, von denen 40 ambulant behandelt werden mussten. Wir fordern deshalb, dass das Verbot von Sprengstoffverkauf an Privatpersonen und der Nutzung von Sprengstoff durch Privatpersonen auch an Silvester durchgesetzt wird.
Natürlich wollen wir den Berliner*innen nicht den Spaß am Feuerwerk nehmen. Statt des gefährlichen privaten Böllerns fordern wir die Einrichtung von mehr öffentlichen professionellen Feuerwerken in der Silvesternacht.
Die Verlagerung von privaten zu professionellen Feuerwerken würde die Anzahl der Feuerwerke und damit auch den Lärm und die Feinstaubbelastung stark reduzieren. An Silvester wird der erlaubte Tagesgrenzwert um mehr als das 40-fache überschritten. Auch die Menge des Mülls, der auch lange nach Silvester auf den Straßen und in Grünflächen liegt, könnte so stark verringert werden. Rund 191 Tonnen Reste von Feuerwerkskörpern müssen jedes Jahr in Berlin wieder beseitigt werden. Im Schnee und bei Regen lösen diese sich teilweise auf und so gelangen Farbstoffe und andere Chemikalien ins Grundwasser.
Für die Tiere in der Stadt sind Feuerwerkskörper höchst gefährlich. An Neujahr werden regelmäßig tote oder verletzte Tiere gefunden. Säugetiere wie Füchse können Gehörschäden erleiden. Winterschlafhaltende Tiere wie Igel werden durch die Knallkörper aufgestört, wodurch sie lebenswichtige Energiereserven verlieren.
Viele Vögel flüchten infolge der Böllerei und der Lichtspektakel panisch um ein Zehnfaches ihrer sonstigen Flughöhe in die Luft und verenden aufgrund der darauffolgenden Erschöpfung. Familienverbände und Schwärme werden durch die Flucht auseinander gerissen, die Vögel können orientierungslos gegen Hindernisse fliegen.
Andere Wildtiere und in Menschenhand lebende Tiere in Privathaushalten und Tierheimen erleiden starke Ängste. Zoo, Tierpark und das Tierheim baten zuletzt 2018 um eine freiwillige Einschränkung und Rücksichtnahme beim Feuerwerk.
Erschwerend ist, dass auch vor und nach der Silvesternacht weitere Böller gezündet werden. Haustiere verkriechen sich oft mehrere Tage und Hunde gehen nicht mehr vor die Tür. Viele Haustiere entlaufen von Panik getrieben und werden zu einem Sicherheitsproblem für den Straßenverkehr. Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere werden durch die extreme Feinstaubverschmutzung stark belastet.
Das Ausmaß der Gefahren und Störungen, die von Böllern ausgehen. ist vielen Berliner*-innen gar nicht oder nicht ausreichend bekannt. Daher fordern wir eine Kampagne, die den Berliner*innen aufzeigt, was die Risiken von Feuerwerkskörpern sind und auch über rechtliche Grundlagen aufklärt.
Das Verkaufs- und Nutzungsrecht von Feuerwerkskörpern wird aktuell auf Bundesebene geregelt. Deshalb fordern wir das Land Berlin auf, eine Bundesratsinitiative zum bundesweiten Verbot des Verkaufs und der Nutzung von Feuerwerkskörpern an bzw. durch Privatpersonen zu starten.
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