Tempelhofer Feld: Senat will Bebauung mit Voodoo-Berechnungen durchsetzen

28.10.12 –

Tempelhofer Feld: Senat will Bebauung mit Voodoo-Berechnungen durchsetzen

Zum Gutachten im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Tempelhofer Feld und den Kosten einer Nichtbebauung erklären Daniel Wesener (Landesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen Berlin) und Antje Kapek (stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus und stadtentwicklungspolitische Sprecherin):

"Das Gutachten ist ein durchsichtiger Versuch des Berliner Senats, eine Bebauung auf dem Tempelhofer Feld zu rechtfertigen. Rot-Schwarz will offenbar mit Voodoo-Berechnungen den Erhalt der Freifläche teuer rechnen und damit das Volksbegehren für "100% Tempelhofer Feld" torpedieren. Besonders lächerlich ist die Behauptung, man müsse das Tempelhofer Feld zu mehr als einem Drittel bebauen, weil sonst fiktive Verkehrsströme von fiktiven Bewohnern fiktiver Wohnungen am Stadtrand Berlin fast 300 Millionen kosten würden. Die Rechnung aus unserer Sicht heißt: Berliner, die für Freizeit und Erholung nicht das Tempelhofer Feld nutzen können, sondern ins Umland pendeln müssen, kosten die Stadt mindestens ebenso viel Geld.

Völlig absurd ist auch die Berechnung des so genannten "privaten Nutzens", also der Nutzung der Grünfläche, auf der Grundlage von marktüblichen Bodenpreisen. Hier stellt sich die Frage: Ist das die Vorbereitung zur Erhebung von Eintrittspreisen?

Erschreckend ist aber vor allem, dass der Senat aus der Debatte um die Berliner Liegenschaftspolitik nichts gelernt hat. Noch immer definiert Rot-Schwarz Frei- und Grünflächen rein ökonomisch, von "Stadtrendite" keine Spur! Die ökologische Funktion des Tempelhofer Feldes, seine soziale Bedeutung als Ort für Freizeit, Erholung und Sport werden ausgeblendet. Die Berliner Grünen wollen deshalb ein Planungsmoratorium fürs Tempelhofer Feld, seinen Erhalt und eine umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bei allen weiteren Schritten. Das hat sogar ein Grünen-Parteitag Mitte Oktober beschlossen."

Der Tempelhof-Beschluss vom kleinen Parteitag (Landesausschuss, 17. Oktober 2012) als PDF