Josef Winkler: "Die Kirche hat nicht das Recht, der gesamten Gesellschaft Vorschriften zu machen."

23.08.11 –

Josef Winkler, stellvertretender Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, hat mit dem Christlichen Medienmagazin pro über über seinen katholischen Glauben, seine "innere Zerissenheit" zwischen Partei und Kirche sowie über Verwerfungen mit den Evangelikalen gesprochen.

"Nach eigener Aussage ist Josef Winkler "Demokrat und Christ". Dies und seine Abgeordnetentätigkeit für "Bündnis 90/Die Grünen" habe nicht selten eine "innere Zerrissenheit" zur Folge, sagte der Katholik im Gespräch mit pro. Immer wieder stelle er eine Differenz zwischen der Lehrmeinung seiner Kirche und der Politik seiner Partei fest. "Ich habe mir meine Partei nicht aus religiöser Überzeugung heraus ausgesucht, sondern aus politischen Gründen", stellte er fest.

Die katholische Kirche habe zwar das Recht, ihren Anhängern Lebensvorschriften zu machen, jedoch nicht der gesamten Gesellschaft, etwa wenn es um Ehe und das Adoptionsrecht Homosexueller gehe. Auch wenn er verstehe, dass das Adoptionsrecht für Homosexuelle von Seiten der Kirche schwierig zu akzeptieren sei, so müsse bei der Adoptionsentscheidung das Wohl der Kinder im Vordergrund stehen. "Die Kinder müssen die Eltern bekommen, die am besten auf sie aufpassen können, egal ob schwul oder hetero."

Wenn es um den rechtlichen Rahmen von Schwangerschaftsabbrüchen geht, plädiert Winkler für den Status quo. Schwangerschaftsabbrüche seien zwar nichts, was zu feiern wäre, es müsse aber dennoch straffreie Möglichkeiten geben, um zu vermeiden, dass Frauen sich "in die Hände von Quacksalbern begeben". Deshalb sei er weder für eine Liberalisierung noch für eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes. "Für mich ist die Regelung, so wie sie ist, in Ordnung."

Im Interview kritisierte Winkler zudem die Aktionen der Union gegen Christenverfolgung als nicht weitgehend genug. Dass sich CDU und CSU nur für Christen einsetzten und nicht für alle verfolgten Religionen, ist für ihn nicht im Sinne der Bergpredigt. "Die Union macht immer den Fehler zu sagen: Weil wir Christen sind, setzen wir uns besonders für Christen ein."

Vollständig erscheint das Interview in der Ausgabe der Zeitung vom 24.08.2011

Quelle und Rechte: http://www.pro-medienmagazin.de/politik.html?&news[action]=detail&news[id]=4350